FDP Dessau-Roßlau
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Attraktivitätsoffensive für unsere Stadt

Es war lediglich eine Frage der Zeit. Bereits vor einigen Wochen wurde die Meldung publik, dass in der kommunalen Wohnungswirtschaft rund 34 Prozent von etwas mehr als 8.000 Wohnungen leer stehen. Dessau-Roßlau ist damit Spitzenreiter im Landesvergleich. „Nunmehr ist es an der Zeit, den Blick auf die Zukunft zu richten und neue Impulse in der Stadt zuzulassen“, meint Jörg Bernstein als Kreisvorsitzender der Freien Demokraten und Mitglied im Landtag. Er weiß, dass es einer gemeinsamen Anstrengung bedarf, den Stellenwert der Stadt Dessau-Roßlau in der Landespolitik nachhaltig zu stärken.

 

Dass mit André Herrmann, ein ehemaliges Kind der Stadt, dies in einem vernichtenden Gastkommentar in der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel „Nichts wie raus aus Dessau-Roßlau“ verarbeitet, darf nicht wundern. Zum Teil mit sehr platten Vorurteilen, zum Teil aber auch mit vielen Wahrheiten. Die Stadt ist für junge Menschen und junge Familien nicht wirklich attraktiv. Innovative Impulse auf Fragen der Zukunft gehen ebenfalls nicht von der Stadt aus. Die Zuspitzung in der Vermarktung auf Gartenreich, Junkers und Bauhaus helfen nicht weiter und greifen nicht bei jungen Menschen. „Ich frage die jungen Menschen immer, was sie wollen. Und da kommen interessante Vorschläge,“ meint Karin Dammann, stellvertretende Vorsitzende bei den Freien Demokraten sowie Mitglied im Stadtrat und Ortschaftsrat Mosigkau.

 

Die Geschichte der letzten 30 Jahre hat die Stadt geprägt. Überalterung zeichnet das Stadtbild. Bekannt ist, dass mit zunehmenden Alter die Innovationsfreude gegenüber neuen Dingen rapide abnimmt. In vielen Kleinstädten stehen spätestens seit der Pandemie junge Familien Schlange. Sogar in kleinen Dörfern gibt es Coworking-Spaces. In Dessau-Roßlau ist dies bisher mit einigen kleinen Ausnahmen eher Fehlanzeige.

 

Der Leerstand bietet aus unserer Sicht zahlreiche Vorteile, die es zu nutzen gilt. Hierzu müssen die Vertreterinnen und Vertreter im Stadtrat bereit sein, neue Wege zu gehen. Schnell und wagemutig. So spitzt Philipp Stavenow von den Jungen Liberalen zu: „Dessau-Roßlau ist es wert, eine Zeitenwende einzuläuten!“

 

Als Freie Demokraten von Dessau-Roßlau fordern wir deshalb:

  1. Die Dessauer Wohnungsbau Gesellschaft muss insgesamt attraktiver und kundenfreundlicher werden. Hierzu ist ein umfassender Maßnahmenkatalog zu erarbeiten, der u.a. einen Teilverkauf von Immobilien beinhalten muss. Dieser sollte in einem guten Verhältnis in Eigentumswohnungen umgewidmet werden, um auch eine höhere soziale Durchmischung der Innenstadt zu erreichen. Der restliche Bestand muss gezielt saniert werden, u.a. mit Neuzuschnitten im Bereich von 4-6 Raum Wohnungen. Gerade die noch vorhandenen Fördermittel im Stadtumbau sind hierfür zu nutzen. Eine pro-aktive Vermarktung durch die Stadtmarketinggesellschaft ist anzustreben.
  2. Eine zusätzliche „Leerstandsoffensive“ in Kooperation mit der kommunalen Familie ist mit Blick auf die Zielgruppen Auszubildende, Studierende und Kreative durchzuführen. Gemeint ist ein Paketangebot aus Wohnung, Strom, Wasser, Internet als Paketpreis mit Staffelung und Mengenbegrenzung, beispielsweise im ersten Jahr für 200 Euro pro Monat und anschließender Erhöhung um 50 Euro pro Jahr über weitere drei Jahre. Dieses Angebot kann die Wirtschaft nutzen, um gezielt Auszubildende überregional anzuwerben. Ebenso die Hochschule Anhalt, um Studierende in die Stadt zu locken. Die Stadt kann zusätzlich Kreative in die Stadt locken, die in anderen Städten aufgrund steigender Mieten die Stadtkerne verlassen müssen. Die Wohnungen sollten darüber hinaus im Innenstadtbereich sein, um eine zusätzliche Verdichtung und Durchmischung in der Innenstadt zu erzielen. Entscheidend für das Angebot ist, dass die neuen Mieter ihren Hauptwohnsitz nach Dessau-Roßlau verlegen.
  3. Eine stärkere Vernetzung und räumliche Zusammenführung in Innenstadtnähe der Innovationsabteilungen der Hochschule Anhalt, der Stiftung Bauhaus Dessau, dem Umweltbundesamt und der lokalen Wirtschaft ist zu forcieren. Diese arbeiten bisher in Silos nebeneinander her. Auch das fantastische TRAINS-Projekt ist in der Stadt weder sicht- noch erlebbar. Erst die räumliche Zusammenführung bietet den Nährboden, auf dem neue Ideen entstehen können. Das Gründerzentrum der Stadt schläft abseits vom Stadtkern leider einen Dornröschenschlaf und ist nur mit sehr wenigen Neugründungen belegt. Ebenso ist die Investitionsbereitschaft der lokalen Wirtschaft in neue Geschäftsideen zu stimulieren. Die Frage ist berechtigt, wann Unternehmerinnen und Unternehmer der Stadt das letzte Mal in eine Gründungsidee investiert haben. Nur so kann neues entstehen und attraktive Arbeitsplätze für junge Menschen geschaffen werden.
  4. Die Stadt sollte beim IQ-Innovationspreis der Metropolregion Mitteldeutschland neben Magdeburg und Halle ebenfalls einen eigenen Preis ausloben. Die Kosten von 25.000 Euro für die jährliche Teilnahme, sollte im Stadthaushalt enthalten sein oder auch durch die lokale Wirtschaft kofinanziert werden.
  5. Projekte, die wie das EVA-Projekt von Sebastian Rumberg den Zuzug von jungen Familien fokussieren, sind durch die Stadtverwaltung und der kommunalen Unternehmen zu unterstützen. Ebenso sollte die Stadt die Durchführung eines „Summer of Pioneers“ in den Stadtkernen von Dessau und Roßlau in Angriff nehmen. Wesentlich kleinere Städte haben hier bisher bewiesen, dass eine Durchführung positive Impulse in der Stadtentwicklung schafft.
  6. Die Ergebnisse der Zukunftsreise sollten nicht nur als Impulse gelten, sondern tatkräftig von Stadtrat und Stadtverwaltung umgesetzt werden. Die teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger haben großartige Ideen entwickelt und sie sind die besten Botschafter. Sowohl in die Stadtgesellschaft hinein, als auch überregional.

 

Wir freie Demokraten sind jederzeit bereit, an einem allumfassenden Veränderungsprozess pro-aktiv mitzuwirken. Von Dessau-Roßlau muss eine Signalwirkung ausgehen. Nicht nur aufgrund seiner Geschichte, sondern auch um künftig seine Position als drittes Oberzentrum unter Beweis zu stellen.

 

Wir unterstützen deshalb den Oberbürgermeister bei seinen Vorhaben. Wir erwarten allerdings zeitnah erste Impulse, aber nicht erst, wenn die neuen Dezernentinnen und Dezernenten im Amt sind und sich eingearbeitet haben. Dann ist wieder ein Jahr ungenutzt verstrichen.

 

Machen Sie mit! Wir freuen uns auf Mitmenschen, die unsere Stadt gestalten wollen.


3. August 2022

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