FDP Dessau-Roßlau
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Leserbrief zu Dessau Center

Von Joerg Schnurre*

 

Finger weg vom Dessau-Center!
Aufgabe von Politik und Staat, in diesem Falle der Stadtverwaltung, ist es nicht, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, sondern Chancen für privatwirtschaftliche Marktteilnehmer zu ermöglichen.
Mit einem zunehmend ansteigenden strukturellen Defizit im städtischen Haushalt wäre
eine wie auch immer geartete Beteiligung völlig utopisch und sollte gegenwärtig keinerlei Priorität
haben. Statt weitere Einnahmen für den Haushalt zu generieren, würden lediglich die Ausgaben
steigen – ein fataler Schritt.

Trotzdem muss die Zukunft des Centers und damit des städtischen Zentrums im Blick bleiben.
Aber wo ist die Wirtschaftsförderung, die inzwischen mit der Stadtplanung verschmolzen ist? Statt lediglich schlaue Sätze zu Papier zu bringen, wäre es ratsamer, diese Sätze letztendlich mit Ideen zum Leben zu erwecken. Genau daran scheitert es, wie allein der Umgang mit den Händlern in der Innenstadt nach Schließung der Neustadtagentur zeigt.

Wir vermarkten die Stadt nach außen mit dem Bauhaus, aber nicht mit einem lebendigen und
inspirierenden Designgefühl. Das wäre primär nicht für die Stadtgesellschaft gedacht, sondern
für die vielen wohlhabenden Besucher, gern auch Touristen genannt, die bei einem Tagesaufenthalt
zwischen 50 und 150 Euro in unserer Stadt lassen. Es könnte auch mehr sein, wenn
man denn will!

Dazu zwei Beispiele, um den Gedanken zu unterfüttern. Das Hotel Laurichhof in Pirna
– ich wiederhole PIRNA – wirkt nicht nur modern, jedes Zimmer ist thematisch individuell gestaltet
und lädt zugleich zum Shoppen ein. Egal ob Spiegel, Fliesen, Vorhang oder Lampe – alles kann für das eigene Heim käuflich erworben werden, ohne als aufdringliche Werbung daherzukommen.
Das ist mal smarter Unternehmergeist. Auch ein Designshoppingcenter á la Stilwerk dürfte sich in der vermeintlichen Bauhausstadt gut machen und bestes Marketing für die Designfirmen darstellen. Wer kann schon mit dem weltberühmten Bauhaus vor der Tür brillieren?
Für alle frischgebackenen Heimbesitzer zwischen Berlin und Leipzig wäre es definitiv eine Reise wert. So würde dem Membran-Element auf dem Dach endlich eine schlüssige Assoziation zugutekommen.

Auch die Entwicklung im Umfeld des Centers ist entscheidend. Dass dies gelingen kann, zeigen
die beeindruckende Entwicklung des ehemaligen Druschke-Blocks und des Kaufhaus Zeeck sowie die Abschlussarbeit von zwei Studenten am Fachbereich Architektur unter dem Titel: „Altes. Neues. Wir – Zwischen Museumskreuzung und Arbeitsamt“.

Warum daran nicht weitergearbeitet wird, zeigt, wo unser eigentliches Problem liegt. Viele bringen nicht mehr die Kraft auf, sich das vorzustellen sowie mit umzusetzen. Dazu zählen leider ebenso die aktuellen Besitzer des Dessau Centers, die über ein halbes Jahr nicht auf Mietanfragen reagieren und sich nun die Stadtverwaltung als Lösung erhoffen.

* Die Beiträge unserer Mitglieder spiegeln nicht immer die Meinung des Kreisvorstandes sowie des Kreisverbandes wider.


10. Dezember 2025

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